Der Thron des Lichts by Guy Haley

Der Thron des Lichts by Guy Haley

Autor:Guy Haley
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2022-08-16T13:24:04+00:00


Kapitel vierundzwanzig

Tzeentchs Geschenk

Operarius Tolmun

Ein Passagier

Tenebrus öffnete seine Robe, zog die Arme aus den Ärmeln und ließ den oberen Teil des Kleidungsstücks herabfallen, bis er von der Hüfte aufwärts nackt war. Er nahm Kairos’ Geschenk in die Hand und die schwarzen Tentakel wanden sich zwischen seinen Fingern.

Yheng zwang sich hinzusehen. Tenebrus’ Körper war mit weniger göttlichen Gaben gesegnet als sein Gesicht und seine Hände. Seine Haut war blass und mit Wunden überzogen und er war ausgemergelt, doch sein Körperbau war relativ menschlich, wodurch das Nest aus Tentakeln, das aus seiner linken Seite wuchs, noch verstörender wirkte. Der Kontrast betonte die mutierten Züge seines breiten Munds, seiner schwarzen Augen und deformierten Finger und einen Moment lang hatte sie das Gefühl, eine Warpkreatur und keinen Menschen anzusehen.

Tenebrus grinste sein Haifischgrinsen. Der Bann war gebrochen. Er war noch immer menschlich, zumindest teilweise, ermahnte sie sich.

»Komm, Tharador Yheng, hab keine Angst«, sagte Tenebrus. »Das Mal des Chaos ist nicht ansteckend. Man muss hart arbeiten, um derartig gesegnet zu werden.«

Er sah wieder zu den Tentakeln. Es waren sieben oder acht; die genaue Anzahl war schwer zu erkennen, weil sie sich wanden, wuchsen und schrumpfen und wenn sie sich zusammenzogen, verschwanden sie beinahe in seinem Körper und waren kaum von den kleineren Polypen um sie herum zu unterscheiden. Sie waren segmentiert und kleine Mäuler öffneten und schlossen sich an ihrer Spitze, wie bei den leichenfressenden Ringelwürmern, die in den Katakomben Gathalamors lebten.

Yheng näherte sich ihm nervös und die Gegenstände auf dem Brett in ihrer Hand zitterten. Sie versuchte sich zu beruhigen und den Ekel zu unterdrücken, indem sie sich einredete, dass sich die Mutationen ihres Meisters gar nicht so sehr von den Veränderungen unterschieden, die sie sich selbst zugefügt hatte. Sie waren ein Ausdruck von Individualität, seiner Hingabe zum Pantheon und seiner Macht.

Die windenden Würmer in Tenebrus’ Seite sagten etwas anderes. Tenebrus betrachtete sie unbewegt, wie ein Mann, der resigniert ein tödliches Geschwür betastete.

»Komm näher!«, sagte er. »Ich brauche dich, meine Akolythin. Meine Schmerzgrenze ist hoch, aber nicht unermesslich. Du musst das Schneiden übernehmen.«

Sie legte das Brett auf einen Tisch aus dunkelgrünem Glas, der direkt aus dem Schiffsdeck wuchs. An Bord der Parasyt verschwammen die Grenzen zwischen Technik und Hexerei. Das Brett war altersbedingt krumm und die drei Planken, aus denen es bestand, begannen sich zu spalten. Früher war es rot gewesen, doch ein Großteil der Farbe war abgeplatzt. Das Holz darunter war rosa verfärbt und an einigen Stellen war noch etwas Lack zu erkennen. Auf einem größeren Stück konnte man noch die geschwungenen Buchstaben in Gold erkennen. Es war nicht ersichtlich, was sie bedeuteten oder welches Alphabet benutzt worden war.

Auf dem Brett lagen handgeschmiedete Silbernägel, ein Hammer mit einem grauen Steinkopf, der weiß wurde, wo er sich abnutzte, ein gefaltetes Goldtuch, ein kleiner Plasmaschneidbrenner, eine Metallschüssel, ein scharfer Haken mit einem Knochengriff und ein Laserschneider.

»Tu, was getan werden muss«, sagte Tenebrus. Er hob stoisch den haarlosen Kopf und einen Moment lang sah er lächerlich aus, wie ein kranker Bettler in der Pose einer heroischen Statue. »Du erinnerst dich an deine Anweisungen?«

Sie nickte.



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